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Showing posts from December, 2022

Der Weihnachtsklassiker mal ganz ohne Heinz Rühmann

 Der Fernsehfilm "Die Feuerzangenbowle" gehört zur Weihnachtszeit wie Lebkuchen oder Stollen.Kaum ein Jahr, an dem nicht die x.-te Wiederholung des Fernsehklassikers mit Heinz Rühmann auf dem Bildschirm erscheint - auch wenn die Handlung überwiegend im Frühling oder Sommer spielt. Gerne gerät in Vergessenheit, dass das Ganze auf einer Buchvorlage von Heinrich Spoerl beruht, den heute wohl auch nur die wenigsten kennen. In der von Götz Alsmann gelesenen Hörbuchversion rückt nun das Original der Streiche und Abenteuer des Primaners Hans Pfeiffer (mit drei F...) an einem Kleinstadtgymnasium vor ca. 100 Jahren oder mehr in den Mittelpunkt. Ursprünglich 1933 geschrieben, fehlen der Hörbuchversion einige der Töne, die mir bei der Filmversion von 1944 immer unangenehm aufgefallen sind. Da war, bei allem scheinbar unpolitischem Spaß, der Geschichtslehrer für mich immer schon der Nazi im bürgerlichen Rock des Kaiserreichs. Alsmann, der in einigen zwischengeschalteten Liedern auch als

Hulda Gold auf der Roten Insel

  Um Verbrechen geht es in Anne Sterns Büchern um die patente Hebamme Hulda Gold im Berlin der Weimarer Republik immer eher am Rande - im Mittelpunkt steht die junge Frau auf der Suche nach Selbstverwirklichung, aber auch nach Liebe und Anerkennung. Forsch, aufgeweckt und engagiert geht es der jungen Hebamme immer auch darum, das Schicksal der ihr anvertrauten Wöchenrinnen zu verbessern. Dabei geht  es immer auch um Frauenrechte und die Forderung nach Gleichheit, auch wenn Hulda nicht als entschiedene Feministin auftritt - als "Sonntagsfeministin" bezeichnet sie sich im Gespräch mit ihrer Freundin Greta, einer kommunistischen Armenärzten. Im nunmehr fünften Band der Serie steht Hulda vor ihrer persönlichsten Herausforderun: Sie ist schwanger, und angesichts des Unfalltod ihres Verlobten auf sich gestellt. Die Eltern des Kindsvaters, die die Beziehung missbilligt hatten, sind keine Hilfe.  Ihren Posten als Hebamme in der Frauenklinik musste sie aufgeben. Glück im Unglück: Gret

Bayrischer Cozy zur Weihnachtszeit

 Es muss schon Spaß machen - oder sollte ich schreiben: Es miast scho a Gaudi sein - "Herzschuss" von Andreas Föhr zu lesen. Als Hörbuch, gesprochen von Michael Schwarzmeier mit eindeutig bajuwarischer Lautfärbung ist der Cozy Krimi aus dem bayrischen Miesbach aber noch mal ein besonderes Schmankerl und ein klarer Ohrenschmaus. Für Nordlichter eine Beruhigung: Auch wer nördlich des Weißwurstäquators aufgewachsen ist, wird hier ohne Übersetzungs-App klar kommen. Dass es sich bei den Kriminalromanem um den Miesbacher Kommissar Wallner um eine Serie handelt, habe ich beim Nachlesen festgestellt. Erfreulicherweise ist es aber überhaupt nicht notwendig, bereits mit den Protagon die Vnisten vertraut zu sein und ihre Lebensgeschichten und Beziehungsgeflechte zu kennen. Nach meiner ersten Begegnung mit Wallner, seinem hochbetagten und schlitzohrigem Opa Manfred und dem nichr weniger ausgebufften Polizisten Kreuthner kann ich mir aber gut vorstellen, dass Föhr eine solide Fanbasis hat

Fragwürdige Freundschaften und ein Jahreswechsel mit Folgen

 Es ist Silvester, und fast alles wie immer bei den befreundeten Ehepaaren Lollo und Max, Frederik und Nina. Wie jedes Jahr verbringen sie die letzte Nacht des Jahres zusammen, auch wenn sie sich im Grunde auseinandergelebt haben und nicht mehr viel zu sagen haben. Doch insbesondere die jahrzehntelange Freundschaft der Frauen, Lollo, Nina und Malena scheint der Kitt zu sein, der zumindest zweimal im Jahr das Grüppchen zusammenhält, Silvester eben und Mittsommernacht. Das ist der Ausgangspunkt von Malin Stehns Psychothriller "Happy New Year" Diesmal allerdings verlässt Nina ihr Zuhause mit gemischten Gefühlen, denn die großem Töchter feiern dort erstmal alleine eine Party, und Nina traut Lollos Tochter Jennifer nicht so recht über den Weg, die schon immer das Risiko liebte und das eigene Kind, wie sie fand, auf falsche Gedanken brachte.   Die Silvesterparty im Haus des wohlhabenden Immobilienmaklers Max und seiner statusbewussten Frau Lollo ist für Fredrik nur mit viel Alkohol

Charlotte Rath tritt aus dem Schatten

  Es mag Menschen geben, denen ist der Berliner Kriminalkommissar Gereon Rath nur als Hauptfigur der Fernsehserie "Babylon Berlin" ein Begriff ist. Bei der Lektüre von Volker Kutschers neuem Rath-Roman "Transatlantik" wären die vermutlich verwirrt. Nicht nur, weil im nunmehr neunten Band der Reihe bereits das Jahr 1937 angebrochen ist. Statt der späten Weimarer Republik werden in Nazi-Deutschland immer mehr Freiräume eingegrenzt. Für Charlotte Rath, die Frau des Kommissars, ein zunehmend unerträglicher Zustand - sie verabscheut die Nationalsozialisten. Und anders als in der Fernsehserie ist sie nicht Proletarierkind und Gelegenheitsprostituierte, sondern eine preußische Beamtentochter, die im nationalsozialistischen Deutschland ihren Beruf als Juristin nicht länger ausüben kann. Hier tritt sie aus dem Schatten der Vorgängerromane und ist erstmals die eigentliche Hauptfigur. Doch auch Leser haben Vorteile, wenn sie die vorangegangenen Bücher, vor allem den unmittelba